NGO-Burnouts: Aufruf zum Wandel in der Arbeitswelt

Liebe Leser:in,

In der Schweiz hat der Anteil der Erwerbstätigen, die sich emotional erschöpft fühlen, 2022 erstmals die 30%-Marke überstiegen. Burnout wird heute als Volkskrankheit bezeichnet, und so leiden auch junge Menschen vermehrt unter chronischen Erschöpfungszuständen, Antriebslosigkeit, Schwermut und Energieverlust. Betroffen sind insbesondere «selbstlose», verantwortungsbewusste und leistungsorientierte Menschen. Mitarbeitende von gemeinnützigen Organisationen, NGOs und NPOs sind besonders Burnout-gefährdet, weil der philanthropische Wille so gross ist, dass persönliche Grenzen regelmässig überschritten werden.   

Menschen, die sich nicht in gewinn-, sondern sinn-orientierten Institutionen engagieren, verspüren oftmals eine grosse Diskrepanz zwischen (globaler) Herausforderungen und individueller Handlungsmacht, was Frustrationen und Erschöpfung auslösen kann. Viele Mitarbeitende opfern ihre persönliche Zeit und eigenen Bedürfnisse, denn: Die Welt verbessern könnte man ständig und ohne Unterbruch. Dabei geht vergessen, dass gerade Menschen, die mit schweren Themen arbeiten, mehr Pausen brauchen, da emotionales Engagement und Konfliktlösung enorm belastend sein können. 

Bei NGOs und NPOs gibt es weitere Faktoren, die Mitarbeitende demotivieren und auslaugen: Viele werden nicht ausreichend geschult, weil es an zeitlichen Ressourcen fehlt, was wiederum deren Produktivität beeinträchtigt und keinen Raum für Verbesserungen bietet. Weitere Stressfaktoren sind Arbeitsverdichtung, Multitasking, Digitalisierung und die Beschleunigung des Lebens, welche uns kaum zur Ruhe lassen kommen. Laut dem Soziologen Hartmund Rosa hat die Logik des Wettbewerbs längst alle Sphären unseres Lebens durchdrungen, wodurch sich die Menschen in einem dauernden Konkurrenzkampf befinden. 

Wir leben in einer Zeit, in der von uns verlangt wird, in kürzerer Zeit immer mehr machen zu müssen. Zeitverschwenden gilt heute als Sünde, während unser Leben von der «Macht der Deadlines» bestimmt wird und wir ständig das Gefühl von Zeitknappheit und «Gegenwartsschrumpfung» verspüren. Die Beschleunigung ist so allumfassend, dass Folgendes passiert: Sie übt einen so grossen Druck auf die Subjekte aus, sodass diese stets befürchten, zurückzufallen, nicht mehr mitzukommen oder abgehängt zu werden. Das Gefühl der Erschöpfung, das etliche Menschen erleben, ist eine Form der Verlangsamung, eine Reaktion auf diesen überhöhten Beschleunigungsdruck. 

Sich für externe Zwecke so zu verausgaben, dass man in die Erschöpfung stürzt, ist verheerend, denn nur wenn wir ausgeruht sind, können wir uns langfristig um das Wohlbefinden anderer kümmern. Über die Transformationskraft von Pausen – und dem aktiven Widerstand gegen die ständigen Produktivitätsforderungen – schreibt die Afroamerikanerin Tricia Hersey in ihrem neuen Buch «Rest is Resistance»: Ein kollektiver Lösungsansatz gegen die Burnout-Kultur ist die Fokusverschiebung von individuellem Erfolg, Leistungsfetisch und Glorifizierung von Überbelastung hin zu mehr Gemeinschaft, Sorgfalt, Fürsorge und Ruhe. 

Trotz der Erkenntnisse, dass nur ausgeruhte Menschen ihr Umfeld positiv verändern können, sind viele gemeinnützige Mitarbeitende notorisch überbelastet, weil man begrenztes Personal mit grossen Aufgaben kombiniert und der Lohn oftmals tief ausfällt. Obwohl viele NGO- und NPO-Mitarbeitende unterbezahlt und überbelastet sind, halten sie sich nicht dafür, einen höheren Lohn zu fordern, weil ihnen der gemeinnützige Zweck wichtiger erscheint als ihre persönliche Gesundheit. 

Schlussendlich fehlt es bei vielen NGOs und NPOs an Automatisierung und Technologie am Arbeitsplatz sowie an Outsourcing-Lösungen: Während die Zusammenarbeit mit Freelancern für viele Organisationen kaum Thema ist, kann das Auslagern von Aufträgen an Profis auf ihrem Gebiet sehr kosteneffizient sein, da diese die Arbeitsbelastung verringert und hochwertige Ergebnisse erzielt werden können. 

Das Recruiting – das Spezialgebiet von Kampahire – ist eine der zeit- und kostenintensivsten Tätigkeiten einer jeder Organisation und viele sind unglaublich froh, für diese Aufgabe Expert:innen zu mandatieren. Weil uns das Wohlbefinden der Angestellten und Arbeitgebenden, mit denen wir zusammenarbeiten, am Herzen liegt, empfehlen wir deshalb, sich zu überlegen, wie ausgelagert und der Burnout-Kultur aktiv entgegengewirkt werden kann. 

Kampahire freut sich auf dich!

Meret Wälti

Meret Yannice Wälti, 27-jährig, ist Anthropologin spezialisiert in Gender-, Frieden- und Sicherheitsfragen. Heute lebt und arbeitet sie als freischaffende Texterin und Lektorin in Bogotá, Kolumbien, wo sie WILPF Kolumbien bei der Implementierung der Agenda 1325 unterstützt.

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Wie NPOs ihre Reputation aufrechterhalten können